Die Muskeln des Oberschenkels
Die Oberschenkelmuskeln hüllen den Oberschenkelknochen allseitig so ein, dass nur der Trochanter major und die Kondylen abzutasten sind. Deshalb gibt uns der Trochanter bei der Beurteilung von Verrenkungen und Schenkelhalsbrüchen einen wichtigen Orientierungspunkt. Da die Oberschenkelmuskeln gegen das Knie hin in Sehnen übergehen oder schon vorher Ansatz am Femur gewinnen, verjüngt sich der Oberschenkel gegen das Knie hin. Die Oberschenkelmuskulatur wird von der Oberschenkelbinde, der Fascia lata, trikotartig umschlossen. Sie ist lateral und dorsal derb, aponeurotisch, nach medial und ventral dünn. Der derbe, laterale Streifen wird auch als Tractus iliotibialis bezeichnet. Nach proximal hängt sie mit dem Beckenkamm und dem Leistenband zusammen. Nach distal ist sie mit der Patella und der Tibia verwachsen. Unterhalb des Leistenbandes findet sich in der Faszie der Hiatus saphenus [Fossa ovalis], eine ovale, dünnere Stelle für den Durchtritt der Vena saphena magna. Er wird lateral von einem scharfen, sichelförmigen Rande, dem Margo falciformis, umrahmt. Das obere Horn der Sichel, Cornu superius, strahlt in das Leistenband, das untere, Cornu inferius, in die Fascia pectinea aus. Der Hiatus saphenus ist mit einer feinen, siebartig durchlöcherten Membran, der Fascia cribrosa, bedeckt. Durch die feinen Löcher treten zahlreiche Blut-, Lymphgefäße und Nerven. Topographisch können wir eine ventrale oder Extensoren-, eine dorsale oder Flexoren- und eine mediale oder Adduktorengruppe unterscheiden. Funktionell lassen sie sich aufgliedern in Muskeln, die
- nur auf das Hüftgelenk wirken (Adduktoren),
- nur auf das Kniegelenk wirken (drei Vasti des M. quadriceps, kurzer Bizepskopf),
- auf das Hüft- und Kniegelenk wirken (alle übrigen).
Von der Schenkelbinde ziehen Scheidewände, Septa intermuscularia, in die Tiefe zur Linea aspera, an deren Lippen sie ansetzen. Es werden so die Strecker von den Beugern und Adduktoren getrennt. Für einzelne Muskeln, besonders Sartorius, Gracilis und Tensor fasciae latae, sind noch eigene, selbständige, bindegewebige Führungsröhren ausgebildet. Solche Führungsröhren sichern, wie wir es schon beim Rectus abdominis und Erector spinae [trunci] sahen, die spezifische Wirkung.