Faszien und Muskellogen des Unterschenkels

Tibia, Fibula und die sie verbindende Membrana interossea bilden eine Trennwand zwischen der vorderen Streckergruppe und der hinteren Beugergruppe. Die Unterschenkelbinde, Fascia cruris, hüllt die drei oberflächlichen Muskelgruppen ein. Ihre Stärke wechselt streckenweise mit der mechanischen Beanspruchung. Sie ist an der Tibia direkt, an der Fibula indirekt durch das Septum intermusculare anterius und posterius verankert. Die Lamina profunda der Fascia cruris trennt die tiefen Beuger vom Triceps surae. Sie zieht vom Septum intermusculare posterius nach medial zur Fascia cruris. So entstehen drei osteofibröse Muskellogen für die Strecker-, Peronaeus- und tiefe Beugergruppe und eine fibröse Loge für den dreiköpfigen Wadenmuskel.

  1. Die Steckerloge endet proximal in Höhe der Tuberositas tibiae. Die Fascia cruris ist im oberen Drittel besonders kräftig, weil sie hier Muskelfasern zum Ursprung dient. Sie lässt sich hier nur scharf von den Muskeln trennen. Distal wird sie dünner, um in Höhe der Knöchel zum Retinaculum m. extensorum superius [Lig. transversum cruris] und auf dem Fußrücken zum Retinaculum mm. extensorum inferius [Lig. cruciforme] besonders verstärkt zu werden. Diese Retinacula fesseln die Streckersehnen an das Skelett. Das untere Retinaculum setzt sich nach distal in die Fascia dorsalis pedis fort. Sie ist seitlich an den randständigen Mittelfuß- und Zehenknochen angeheftet; distal geht sie in die Dorsalaponeurose der Zehen über. Die Streckerlogen des Unterschenkels und Fußes stellen einen einheitlichen Erkrankungsraum dar. Außer den Muskeln enthalten sie noch eine Gefäß- und Nervenstraße, die Vasa tibialia anteriora und den N. peronaeus profundus.
  2. Die Peroneusloge enthält die beiden Wadenbeinmuskeln und den N. peronaeus superficialis. Sie beginnt unterhalb des Caput fibulae; proximal ist sie für den Ursprung von Muskelfasern verstärkt; distal wird sie schwächer. Hinter dem lateralen Knöchel ist sie zum Retinaculum mm. peronaeorum superius, an der Seite des Calcaneus zum Retinaculum mm. peronaeorum inferius verstärkt. Weiter distal geht sie in einen osteofibrösen Kanal für den Peronaeus longus an der Fußsohle über.
  3. Die tiefe Beugerloge enthält die tiefen Beuger, die Vasa peronaea, die Vasa tibialia posteriora und den N. tibialis. Hinter dem medialen Knöchel ist durch das Retinaculum mm. flexorum [Lig. laciniatum] verstärkt. Ein tiefes Blatt des Retinaculum fesselt die Sehnen an das Skelett. Zwischen tiefem und oberflächlichem Blatt werden die Vasa tibialia posteriora und der N. tibialis zur Fußsohle geführt.
  4. Die fibröse Trizepsloge enthält proximal die mächtigen Trizepsköpfe. Nach distal wird sie schnell enger und endet am Tuber calcanei. Hier enthält sie die Achillessehne und zwischen ihr und der Lamina profunda fasciae cruris einen keilförmigen verformbaren Fettgewebskörper, durch den Gefäße an die Sehne herangeführt werden. Das Peritendineum der Sehne ist nach J. Lang in mehreren Schichten angeordnet, wodurch die Verschiebung erleichtert wird. Nach proximal setzt sich die Trizepsloge ohne Grenze in die Kniekehle fort.