Unteres Sprunggelenk

Anatomisch besteht das untere Sprunggelenk aus zwei vollständig getrennten Kammern, der Articulatio subtalaris [talocalcanearis] und der Articulatio talocalcaneonavicularis. Funktionell ist es ein einheitliches Gelenk, das wir mit Mollier auch als Scharniergelenk bezeichnen können. Die Achse verläuft von lateral hinten unten nach medial vorn oben, vom Tuber calcanei durch den Hals des Talus nahe der Facies articularis navicularis. Um diese schräg zu den Hauptebenen verlaufende Achse erfolgt das Einwärts- und Auswärtskanten des Fußes, das Heben und Senken des medialen bzw. lateralen Fußrandes, die Supination und Pronationdes Fußes. Der schräge Verlauf der Achse erklärt, dass mit der Supination des Fußes (Heben des medialen Fußrandes) eine zwangsläufige Adduktion und Plantaflexion des Vorderfußes („Maulschellenbewegung“) mit der Pronation (Heben des lateralen Fußrandes) eine zwangsläufige Abduktion und Dorsalflexion verbunden sind. Der Bewegungsumfang für Pro- und Supination beträgt je 30°.

In der hinteren Abteilung, der Articulatio subtalaris, artikulieren die konvexe Facies articularis talaris posterior des Calcaneus mit der konkaven Facies articularis calcanea posterior des Talus. Die an den Rändern der Gelenkflächen ansetzende Kapsel wird seitlich durch das Lig. talocalcaneum mediale und laterale, im Sinns tarsi durch das Lig. talocalcaneum interosseum verstärkt. In der vorderen Abteilung, der Articulatio talocalcaneonavicularis, artikulieren Talus, Calcaneus und Naviculare. Die Gelenkpfanne wird vom Naviculare, den Facies articulares talares anterior und media des Calcaneus und dem ebenfalls überknorpelten Lig. calcaneonavieulare plantare, der Gelenkkopf vom Caput tali und den Facies articulares calcanea anterior und media (auf der Unterfläche des Talushalses) gebildet. Der Kopf entspricht nicht ganz einer Kugel. Diese Inkongruenz wird durch eine Nachgiebigkeit der Pfanne ausgeglichen.

Das Lig. calcaneonavieulare plantare, auch Pfannen- oder Plattfußband, hat eine große Bedeutung für die Erhaltung der Fußwölbungen. Erschlafft es selbst oder der M. tibialis posterior, mit dessen Sehne es fest verbunden ist, so kann der Taluskopf plantarwärts absinken. Neuere Untersuchungen (R. v. Volkmann) zeigen, dass nicht das Pfannenband, sondern das Sustentaculum tali und der vor diesem liegende Teil des Calcaneus den Taluskopf tragen. Das Lig. talonaviculare verstärkt dorsal die Gelenkkapsel. Das Lig. talocalcaneum interosseum stellt eine mächtige Bandmasse aus sich überkreuzenden Faserzügen dar, die den Sinus tarsi weitgehend ausfüllt, den Talus am Calcaneus befestigt, ein Abrutschen des Talus verhindert und zu ausgiebige Bewegungen im unteren Sprunggelenk hemmt. Es bremst vor allem die Supination ab.

Die Hauptpronatoren sind die Mm. peronaei. Schwächer wirkt der M. extensor digitorum longus und der M. peronaeus tertius. Der M. tibialis anterior proniert nur aus Supinationsstellungen. Der M. triceps surae ist der stärkste Supinator. Ist er allein gelähmt, so steht der Fuß bereits in Pronationsstellung. Schwächere Supinatoren sind der M. tibialis posterior, der M. flexor hallucis longus, der M. flexor digitorum longus und der M. tibialis anterior.